BayernUp2Date 0005

 

 

Liebe Leserinnen und Leser,

„Leute für wenig Geld zehn Minuten lang arbeiten lassen und sie dann feuern - das geht erst, seit es das Internet gibt“, soll Lukas Biewald im Jahr 2010 gesagt haben. Biewald ist Chef einer kalifornischen Softwarefirma, die im Internet Hilfskräfte anwirbt und sie dort Daten sortieren lässt. In Deutschland war Auftragsvergabe über das Internet damals erst im Kommen. Inzwischen vermitteln hier 32 Internetplattformen Waren und Dienstleistungen. Höchste Zeit, sich dem Thema zu stellen, so wie in diesem Newsletter die

Redaktion von BayernUp2Date

 

Inhalt:
+ Plattformwirtschaft
+ Cloud oder Crowd? Click oder Gig?
+ Digitale Tagelöhner
+ Standards: eine Aufgabe für Gewerkschaften
+ Selber klicken

+ Termine
+ An- und abmelden
+ BayernUp2Date als PDF
+ Impressum

   

Plattformwirtschaft
Digitale Plattformen sind Marktplätze im Internet, die Anbieter und Kunden zusammenbringen. Also Amazon, Uber, Airbnb. Oder das Betriebssystem des Smartphones, wo App-Entwickler auf App-Käufer treffen. Der Nutzen einer Plattform wächst mit der Zahl der Leute, die auf ihr unterwegs sind. Plattformen tendieren deshalb zum Monopol. Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat in Arbeitsmärkte in der Plattformökonomie die Vermittlung bezahlter Dienstleistungen untersucht (für Eilige: Kurzfassung auf zwei Seiten oder zum Anhören in neun Minuten), Jan Leimeister von der Uni Kassel alle im Januar 2017 bekannten deutschen Crowd­working-Plattformen

   

Cloud oder Crowd? Click oder Gig?
Clickworker waren ursprünglich Freiwillige, die für die NASA gratis Fotos prüften. Heute werden Leute so genannt, die kleine digitale Aufgaben für wenig Geld erledigen. Clickworker sind eine Untergruppe der Crowdworker, also der Menge (crowd) Arbeitswilliger, die ihre Aufträge auf Internetplattformen sucht und findet. Das tun nicht nur Clickworker, sondern auch gut verdienende Spezialisten. Crowdworker arbeiten entweder zeit- und ortsungebunden in der Datenwolke (cloud), oder sie übernehmen einen Gig, eine Aufgabe, die zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort erledigt werden muss. Ein Cloudworker kann folglich Click- beziehungsweise Crowdworker sein, aber keinesfalls Gig­worker. Alles klar? Wenn nicht, hilft die Übersicht auf Seite S. 28 des bereits erwähnten Gutachtens der Friedrich-Ebert-Stiftung.

   

Digitale Tagelöhner
Digitale Tagelöhner fehlen in keinem Beitrag über Crowdwork. Das sind Leute, die sich gegen globale Konkurrenz von Auftrag zu Auftrag hangeln, mickrig bezahlt werden und der Willkür von Plattformbetreibern ausgeliefert sind. Es gibt sie, solche Kreative im Hamsterrad. Es gibt aber auch die anderen, die ihre Leistung auf Internetplattformen hervorragend verkaufen. Die Zahlen (Hans-Böckler-Stiftung und ver.di) zeigen: Noch ist Crowd­work in Deutschland für 80 Prozent der Befragten ein Zubrot. Selbst unter den 30.000 Soloselbstständigen in ver.di, die ja vom Status her dafür prädestiniert wären, ist Crowdwork noch kein Massenphänomen. 

   

Standards: eine Aufgabe für Gewerkschaften
Massenphänomen oder nicht: Wer seine Aufträge über eine Internetplattform erhält, hat kaum Rechte. Plattformbetreiber stufen ihre Crowdworker als selbstständig ein. Das ist angesichts der oft strikten Vorgaben fragwürdig, erspart ihnen aber das Einhalten von Arbeits- und Sozialstandards. Die Selbstverpflichtung der Plattformbetreiber ist da nur ein schwacher Trost. ver.di und sogar die IG Metall bieten Crowdworkern deshalb Beratung an, die vorläufig aber wohl kaum jemand nutzt. Im Projekt Herausforderung Cloud und Crowd arbeiten die beiden Gewerkschaften an besseren Arbeitsbedingungen für Crowdworker. Denkbar wäre es zum Beispiel, diese als arbeitnehmerähnlich einzustufen oder das Heimarbeitsgesetz anzupassen. Geht es nach dem Soziologen Andreas Boes vom Cloud-und-Crowd-Team, muss der Arbeitnehmerstatus in der digitalen Welt ohnehin neu definiert werden.

   

Selber klicken
Sie möchten selbst ausprobieren, was man in der großen Datenwolke alles anstellen kann? Wir empfehlen Googles Quickdraw. Damit bringen Sie einem Algorithmus das Zeichnen bei und verdienen garantiert keinen Cent. Aber Spaß macht‘s. Mit den Informationen, die Google auf diese Weise zusammenträgt, wird Autodraw gefüttert, ein Zeichenprogramm für völlig talentfreie Leute, das eines Tages womöglich Illustratoren ersetzt. Jede Menge Daten sammelt Google dabei natürlich auch. 

 
   

Termine

  • Für Kurzentschlossene: Mittwoch 21. Juni 2017 ab 13 Uhr und Donnerstag 22. Juni 2017, Congress Centrum Amberg:
    „Berufe in der digitalisierten Arbeitswelt“
    Info und Anmeldung
  • Montag 26. Juni 2017, 10:30-17 Uhr, Hochschule München:
    „Bildung und Kompetenzen für die digitale Gesellschaft und Arbeitswelt“
    Programm der inzwischen ausgebuchten Veranstaltung
  • Dienstag 25. Juli 2017, 18 Uhr, FMI Garching:
    „Digitalisierungsstrategien und Geschäftsmodelle im Wandel: Das Beispiel Medien“
    Mehr Infos finden Sie hier
  • Donnerstag 14. September 2017, 11:00-16:15 Uhr, Estrel Berlin:
    „Digitalisierung - Herausforderungen für die Berufsbildung und Weiterbildung“
    Info und Anmeldung

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