BayernUp2Date 0014

 

 

Liebe Leserinnen und Leser,

Zeit ist Geld, schrieb Benjamin Franklin in den „Ratschlägen für junge Kaufleute“. Aus Sicht eines Unternehmers verständlich, schließlich bezahlt er jede Stunde, die jemand für ihn arbeitet. Dass Zeit mehr wert sein kann als Geld, haben die Gewerkschaften deutlich gemacht, 2016 die Eisenbahner und kürzlich die IG Metall. Eisenbahner können zwischen Geld und Freizeit wählen, Metaller dürfen künftig zwei Jahre lang sieben Stunden pro Woche weniger arbeiten - wenn sie mit weniger Geld zufrieden sind. Im Sport gibt es das meiste Geld für die wenigste Zeit, auch davon berichten wir. Genug Zeit zum Lesen wünscht

Ihre
Redaktion von BayernUp2Date

 

Inhalt:
+ Hauptsache flexibel
+ Wenn die Tage kürzer werden
+ Ist Effizienz gesund?
+ Und jetzt zum Sport
+ Termine
+
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Hauptsache flexibel
Flexibles Arbeiten gab es schon vor dem Ausbruch der digitalen Transformation. Flexibel waren gewöhnlich die Arbeitnehmer, die sich den Wünschen des Unternehmens anpassen mussten. Dann erlaubte IBM den Beschäftigten, über ihre Arbeitszeit selbst zu bestimmen. Diese Art von Zeitsouveränität betrachtet Karl-Heinz Brandl von ver.di mit Skepsis, nicht zuletzt weil sie sehr viel Disziplin erfordert. Nun hat die IG Metall eine völlig neue Option eröffnet: Beschäftigte dürfen mehr als die üblichen 35 Stunden arbeiten, aber auch weniger, nämlich zwei Jahre lang 28 Stunden pro Woche. Wer Schicht arbeitet, Kinder betreut oder Angehörige pflegt, erhält auf Wunsch statt Geld acht freie Tage oben drauf. So könne man, meint die Süddeutsche Zeitung, herausfinden, ob Menschen in Zeiten von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz letztlich mehr oder weniger arbeiten.

   

Wenn die Tage kürzer werden
Am heftigsten war es zwischen 1830 und 1860: 14 bis 16 Stunden Arbeit pro Tag, 85 Stunden pro Woche („Der Kampf um die Arbeitszeitverkürzung ...“, S. 2) Heute heißt eine 30-Stunden-Woche „kurze Vollzeit“, und die Gewerkschaften, die sich einschlägigen Aufrufen des Wirtschaftswissenschaftlers Heinz-Josef Bontrup lange nicht anschließen mochten, können ihr inzwischen etwas abgewinnen. Bei gleichem Lohn sechs oder gar nur fünf Stunden am Tag arbeiten: Funktioniert das? In Göteborg hat man gute Erfahrungen gemacht, auch wenn es ein teures Vergnügen ist. Die Leute arbeiteten konzentrierter. Das bestätigt eine Unternehmensberatung in Bielefeld, die mit 5-Stunden-Tagen experimentiert, ebenso ein amerikanischer Hersteller von Paddelbrettern. Durch Digitalisierung sei Arbeit so verdichtet, dass man ohnehin höchstens sechs Stunden am Stück arbeiten könne. Und einen Teil der Aufgaben übernähmen ja auch Computer und Internet. 

   

Ist Effizienz gesund?
Also effizienter arbeiten, und alles wird gut? Ob derart konzentriertes Arbeiten gesund ist, zeigt sich wohl erst in ein paar Jahren. Die Diskussion über Arbeitszeit nahm 2015 erneut Fahrt auf, als das Bundesarbeitsministerium sein Weißbuch Arbeiten 4.0 ankündigte, ein Handbuch für die Arbeitswelt in Zeiten der Digitalisierung. Arbeitgeber fanden, das Arbeitszeitgesetz müsse vom Tisch, denn es behindere die Wirtschaft. Die Gewerkschaften sagten, man dürfe auf keinen Fall die Ruhezeiten kürzen. Ständige Erreichbarkeit mache krank, und wer mehr als acht Stunden pro Tag arbeite, lebe gefährlicher. Klar ist aber auch: Wer selbst bestimmt, wann und wo er arbeitet, kommt mit Zeitdruck und Arbeitsverdichtung besser zurecht. Souveränität ist die Lösung, heißt es dazu im Abschlussbericht der Kommission zur Arbeit der Zukunft.   

   

Und jetzt zum Sport
Wir schalten um zu den Olympischen Winterspielen nach Südkorea, ins Welli Hilli Ski Resort nicht weit von Pyeongchang. Beim weltweit ersten Skirennen für Roboter gewann Lee Sok-Min vom Team TaekwonV. Er schaffte die fünf Tore des Riesenslaloms in 18 Sekunden, erhielt das Preisgeld von 10.000 Dollar also deswegen, weil er besonders kurz im Einsatz war. Kurz und effizient. Eine Idee für kommende Tarifverhandlungen?

 
   

Termine

  • Donnerstag/Freitag 1./2. März 2018, Bildungs- und Tagungszentrum HVHS Springe: „Einstieg in die Digitalisierung“. Info und Anmeldung
  • „Masterplan Bayern digital II“, Regionalkonferenzen 2018 des bayerischen Wirtschaftsministeriums: Donnerstag 8. März (Augsburg), Montag 12. März (Regensburg) und Mittwoch 21. März (Würzburg). Info und Anmeldung
  • Montag 9. April 2018, Bildungs- und Tagungszentrum HVHS Springe: „Lernvideos erstellen und einsetzen“. Info und Anmeldung
  • Dienstag 10. April 2018, 12:30-18:30 Uhr, Gaszählerwerkstatt München: Konferenz „Empowerment und Beteiligung in der agilen Arbeitswelt“. Info und Anmeldung
  • Donnerstag/Freitag 12./13. April 2018, Berlin: ver.di Digitalisierungskongress „Gemeinwohl in der digital vernetzten Gesellschaft: Wir arbeiten dran!“ Info und Anmeldung
  • Montag 16. April 2018, 10-17:30 Uhr, Bildungs- und Tagungszentrum HVHS Springe, 3. Werkstattgespräch gute digitale Arbeit und Mitbestimmung: „Digitalisierung und betrieblicher Datenschutz“ Info und Anmeldung
  • Freitag 20. bis Sonntag 22. April 2018, Brannenburg: „Wahrheit oder Lüge - Fake-News und die Folgen“. Seminar des ver.di-Bildungswerks Bayern. Info und Anmeldung

Ihre Hinweise auf Veranstaltungen zur Digitalisierung greifen wir gerne auf. Bitte per E-Mail an die Redaktion
 

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