BayernUp2Date 0043

 

 

Liebe Leserinnen und Leser,

wir sind auf dem besten Wege zurück ins Mittelalter. Jedenfalls was die Privatsphäre betrifft. Im Mittelalter gab es sie nicht. Der liebe Gott sah und hörte alles, der Nachbar auch. Holzdecken und –wände waren dünn, notfalls bohrte man ein Loch. Mit der Aufklärung verschwand der allwissende Gott. In Häusern aus Stein war man zum ersten Mal unbeobachtet. Und heute? Ist die Privatsphäre wieder futsch. Google und Facebook wissen alles. Richtig scharf sind sie auf unsere Gesundheitsdaten, denn damit lässt sich viel Geld verdienen. Das wirft Fragen auf, zumal Datenkonzerne längst an Medikamenten forschen und Kriminelle mit geklauten Therapiedaten Patienten erpressen. Am besten also gar nicht erst krank werden, rät   

Ihre
Redaktion von BayernUp2Date

 

Inhalt:
+ Alles auf einer Karte
+ Jede Menge Gesundheitsdaten
+ Apps auf Rezept
+ Spezialfall: die Corona-App
+ Echt jetzt?
+ Termine
+
An- und abmelden, PDF, Impressum

   

Alles auf einer Karte
Seit annähernd 20 Jahren ist die elektronische Patientenakte im Gespräch. Sie wurde totgesagt und wiederbelebt, im Januar 2021 kommt sie nun endlich, als freiwillig zu nutzendes Angebot der Krankenkassen. Auf der elektronischen Gesundheitskarte, wahlweise auf dem Smartphone, sind alle Gesundheitsdaten gespeichert, Behandlungen und Diagnosen, Röntgenbilder, Medikamente und was bei Untersuchungen sonst noch so anfällt. Wir können dann auf dem Sofa die eigene Krankengeschichte studieren und selbst entscheiden, wer sie außer uns zu sehen kriegt. Eigentlich. Leider funktioniert das technisch noch nicht richtig, weshalb der Bundesdatenschutzbeauftragte protestierte.  

 
Jede Menge Gesundheitsdaten
Wer im Netz nach Rückenschmerzen, Fußpilz und Schlafstörung sucht, verrät Google etwas über seinen Gesundheitszustand. Auf gesund.bund.de bietet das Bundesgesundheitsministerium neuerdings „objektive, verständliche und verlässliche Gesundheitsinformationen“, aber weil viele doch lieber googeln, arbeitet der Gesundheitsminister jetzt mit Google zusammen. Die Suchmaschine präsentiert die Antworten aus dem Nationalen Gesundheitsportal in eigenen Infokästen. Dreimal dürfen Sie raten, wohin Ihre Anfragedaten fließen. Zusammen mit GPS-Daten aus dem Smartphone und mit – zum Beispiel – Umweltdaten lassen sich wunderbare Gesundheitsprofile erstellen. Denn: Alle Daten werden irgendwann Gesundheitsdaten.
 
Apps auf Rezept
In Augsburg arbeitet man an einer App, die Covid 19 an der Stimme erkennen soll, das MIT lässt die Leute husten. Diagnose per App ist auf dem Vormarsch. Behandlung per App auch. In Deutschland sind mittlerweile zwei Gesundheitsapps offiziell zugelassen, es gibt sie auf Rezept. Mit dem Datenschutz sieht es dabei allerdings mau aus, wie netzpolitik.org berichtet. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte prüfe zwar die Datenschutzerklärung der Hersteller, aber nicht, ob die App tatsächlich Daten schützt. So werden auch mit der geprüften, von der Krankenkasse bezahlten App munter Daten in die USA geschickt.
 
Spezialfall: die Corona-App
Geht es nach den eher Konservativen in Politik und Wirtschaft, müsste die Corona-Warn-App mehr Daten zur Verfügung stellen. Dabei ist das Besondere an der deutschen App ja gerade, dass sie keine persönlichen Daten sammelt und schon gar keine weitergibt. Der Weg zur Corona-Warn-App war holprig, doch die Datenschützer*innen setzten sich durch. Nicht einmal der Chaos Computer Club hatte noch Bedenken. Die App wurde inzwischen mehr als 21 Millionen Mal heruntergeladen. Dass sie ständig verbessert werden muss und trotzdem kein Wundermittel gegen die Pandemie ist, ist klar. Unumstritten ist aber auch: Je mehr Leute sie so benutzen, wie sie gedacht ist, desto mehr bringt sie.
 
Echt jetzt?
In der Reihe nutzloser Apps ist diese mit Sicherheit eine der nutzlosesten: der Mood Scanner. Legen Sie Ihren Daumen auf den Scanner, und schon sagt Ihnen die App, wie gut oder schlecht Sie drauf sind. Besser als jede Horoskop-App sei der Mood Scanner, schreibt Microsoft, warnt aber zugleich davor, ihn in der professionellen Psychotherapie einzusetzen. Dem schließen wir uns an.
 

Termine

  • Mittwoch 18. November 2020, 19 Uhr, im Netz: „Robotik und Künstliche Intelligenz: Der Mensch ist Mittelpunkt der Technologie“. Livestream des Deutschen Museums
  • Montag 23. November 2020, 19:00-22:00 Uhr, im Netz: „Akteure und Algorithmen – medienethische Überlegungen“. Info
  • Montag 30. November 2020, 10 Uhr, bis Dienstag 1. Dezember 2020, 14 Uhr, im Netz: „Digital nachhaltiger leben“, Digitalgipfel des Bundeswirtschaftsministeriums. Info und Anmeldung
  • Montag 7. Dezember 2020, 19:00-22:00 Uhr, im Netz: „Datenjournalismus – mehr als lose Zahlen“. Info
  • Dienstag 8. Dezember 2020, im Netz: „Das Ende des armen Schweines? KI in der Nutztierhaltung“. Infos (Anmeldung ab 23.11.)
  •  Sonntag 7. Februar bis Freitag 12. Februar 2021, Brannenburg: „Beschäftigte und Bürger*innen in der digitalen Welt. Arbeit 4.0, eGovernment und die Zukunft der sozialen Sicherung“. Infos und Anmeldung

Ihre Hinweise auf Veranstaltungen zur Digitalisierung greifen wir gerne auf. Bitte per E-Mail an die Redaktion.
 

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