BayernUp2Date 0046

 

 

Liebe Leserinnen und Leser,

noch immer sitzen in Vorständen und Aufsichtsräten, auf Lehr- und Regiestühlen vorwiegend Männer. Die feministische Schriftstellerin und Politikerin Françoise Giroud soll 1975 gesagt haben: „Die Frau wird dem Mann erst an dem Tag wirklich gleichberechtigt sein, an dem man auf einen bedeutenden Posten eine inkompetente Frau beruft.“ Noch sind wir nicht so weit. Gibt es womöglich zu wenige inkompetente Frauen? Kompetente jedenfalls gibt es, gab es schon immer, auch in der Technik. Dass Frauen trotzdem schlechtere Chancen haben, ist eine unserer großen gesellschaftlichen Baustellen.

Ihre
Redaktion von BayernUp2Date

 

Inhalt:
+ Für Gleichstellung
+ Digitale Gewalt
+ Der Ton macht die Musik
+ Echt jetzt?
+ Termine
+
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Für Gleichstellung
Die Bundesregierung fragt: „Welche Weichenstellungen sind erforderlich, um die Entwicklungen in der digitalen Wirtschaft so zu gestalten, dass Frauen und Männer gleiche Verwirklichungschancen haben?“ Soll heißen: Gleiche Rechte allein genügen nicht. Was müssen wir tun, damit Frauen gleiche Chancen haben? Und: Kann Digitalisierung dabei helfen? Der Kommission für das Gutachten zum 3. Gleichstellungsbericht war sofort klar, dass sie sich nicht nur mit der Wirtschaft befassen durfte. Digitalisierung betrifft schließlich alle und alles. Die Kommissionsvorsitzende Aysel Yollu-Tok erklärt bei Gleichstellung digital, warum neue Methoden nicht genügen, wenn in den Strukturen alles beim Alten bleibt. Die Gesellschaft für Informatik will das Problem an den Schulen lösen und bietet Lehrerfortbildung an. Wer gerne liest, findet auf den 196 Seiten des Gutachtens eine – bisweilen frustrierende – Bestandsaufnahme und Vorschläge, die in der Politik hoffentlich auf offene Ohren stoßen.

 
Digitale Gewalt
Hass im Netz richtet sich gegen alle, doch Frauen sind besonders betroffen. Fast immer geht es dabei weit unter die Gürtellinie, schreibt der deutsche Juristinnenbund in seiner Stellungnahme zum Gesetz gegen Hasskriminalität. „Frauen werden, anders als Männer, typischerweise sexistisch angegriffen, pornografisch angepöbelt und riskieren - neben den sonst üblichen Drohungen - explizite und detaillierte Vergewaltigungsankündigungen. Aber auch wenn es ‚nur‘ um Hate Speech, also die Verunglimpfung geht, ist gegenüber Frauen die zutiefst sexistische Komponente unübersehbar.“ Nicht immer bleibt es bei Worten, wie man an den Incels sieht. Unterstützung bieten HateAid, die Amadeu Antonio Stiftung und die Neuen deutschen Medienmacher*innen.
 
Der Ton macht die Musik
Immer wieder werfen hochqualifizierte Frauen ihren gut bezahlten Posten in der Wirtschaft nach ein paar Jahren hin. Sie sind die ständigen Kämpfe leid, müssen sie doch erheblich größere Widerstände überwinden als ein Mann. Nicht nur auf dem Weg nach oben, auch wenn sie dort angekommen sind. Oder nehmen wir agile Unternehmen: Hierarchien sind abgeschafft, alle arbeiten gleichberechtigt zusammen. Die Chance für Frauen? Stimmt nicht, heißt es im Gutachten (S. 46 ff). Fehlen sichtbare Hierarchien, bilden sich unsichtbare. Frauen übernehmen dann doch wieder „typisch weibliche“ Aufgaben. Und frauenfeindliche Bemerkungen gibt es ja nicht nur in den sozialen Medien. In denen allerdings besonders heftig. Vor allem Politikerinnen wissen ein Lied davon zu singen. So offen sexistisch wie auf anderen sozialen Plattformen geht es hinter den Kulissen der Wikipedia zwar nicht zu. Doch das selbsternannte 8. Weltwunder (s. u. Termine) scheitert spektakulär an der größten Chance einer digitalen Enzyklopädie: Frauen nach Jahrhunderten des gezielten Versteckens endlich sichtbar zu machen. Wikipedia gilt als frauenfeindlich und selektiv. Wie das konkret funktioniert, berichtet der Standard. Der Umgangston bei Wikipedia müsse sich dringend ändern, fordert netzpolitik.org.
 
Echt jetzt?
Ach, wenn doch alles beim Alten bliebe! Bleibt es aber nicht, nicht mal in der Sprache. Heute verzweifeln Männer am Genderstern, an Unterstrich und Binnen-I. Ihnen kann geholfen werden: mit der Erweiterung Binnen-I be gone für den Browser. Die filtert sämtliche Genderzeichen aus Webseitentexten heraus, gelegentlich gründlicher als nötig. Aus dem Schotten McInnes wird dann schon mal der Schotte Mcnes. Das Plugin gibt’s für Google Chrome und für Firefox.
 

Termine

  • Mittwoch 17. März 2021, 10-11 Uhr: „Geschlechterunterschiede im Digitalen überwinden“. Livestream oder anmelden zum Mitreden
  • Freitag 19. März 2021, 15-19 Uhr, im Netz: „Workshop WikiGap 2021“. Infos und Anmeldung
  • Freitag 19. März 2021, 19 Uhr, im Netz: „Zwanzig Jahre Wikipedia. Wohin steuert das ‚8. Weltwunder‘? Infos
  • Montag 22. März 2021, 18 Uhr, im Netz: „Digitalisierung – Was hat das mit mir zu tun?“ Veranstaltung der DGB-Frauen Bayern, Infos und Anmeldung
  • Mittwoch 21. April 2021, 19:30 Uhr, im Netz: „Talktime: Silversurfing im World Wide Web – Digitalisierung und Alter“. Infos und Anmeldung
  • Mittwoch 28. und Donnerstag 29. April 2021, im Netz: Bildungskonferenz #bildung21 des bitkom. Infos und Anmeldung
  • Donnerstag 20. bis Samstag 22. Mai 2021, im Netz: re:publica Infos
  • Montag 14. bis Freitag 18. Juni 2021, Bielefeld: „Big Data, Big Money Kapital und Arbeit im digitalen Kapitalismus“. Infos und Anmeldung

Ihre Hinweise auf Veranstaltungen zur Digitalisierung greifen wir gerne auf. Bitte per E-Mail an die Redaktion.
 

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