BayernUp2Date 0064

 

 

Liebe Leserinnen und Leser,

ob es nochmal Winter wird? Beim Wetter ist kaum damit zu rechnen, sehr zum Leidwesen der Skiliftbetreiber. Erst recht nicht bei der künstlichen Intelligenz. Die hat zwei KI-Winter überstanden, Anfang der 70er und Anfang der 90er Jahre. Seit November 2022 ist klar: Mit ChatGPT ist KI in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Früher konnten nur Wissenschaftler*innen mit einer KI reden. Heute können das alle und lassen sie für sich arbeiten. ChatGPT schreibt Reden für Abgeordnete, Referate über den Zitronensäurezyklus und den ungeliebten Dankesbrief an Oma Erna. Wir aber schreiben weiterhin selbst, versprochen.

Ihre
Redaktion von BayernUp2Date

 

Inhalt:
+ Besser mit Technik
+ Jobs in Gefahr?
+ Der stochastische Papagei
+ Meine Texte, Deine Texte
+ Echt jetzt?
+ Termine
+
An- und abmelden, PDF, Impressum

   

Besser mit Technik
Zur Überraschung seiner Erfinder wurde ChatGPT schnell zum Hype – und rief sofort auch Skeptiker auf den Plan: Würde die KI Jobs kosten? Würde man Plagiate noch erkennen? Würden Kinder noch etwas lernen, wenn ChatGPT die Hausaufgaben macht? Doch so wenig wie Taschenrechner schuld sind, wenn Kinder nicht Kopfrechnen können, so wenig verlernen sie durch KI das Schreiben. Wie ChatGPT gerade Lehrer*innen hilft, erklärt Tim Kantereit den Kolleg*innen, und die rennen ihm die Bude ein. ChatGPT sei, sagt er, wie ein E-Bike: leichter Start, spart Zeit, läuft. Doch plötzlich ist Schluss. Richtig schnell ist am Ende nur, wer selbst strampelt.

 
Jobs in Gefahr?
Kostet ChatGPT Jobs? Möglich, vielleicht sogar kreative. Noch hält der Job-Futuromat die für wenig automatisierbar. Dabei malt und schreibt KI längst, was das Zeug hält, wenn auch nicht immer auf allerhöchstem Niveau. Profis werden weiter gefragt sein, vielleicht sogar erst recht. Experten sehen zehn Berufe in Gefahr. Fürs Marketing mag das stimmen, wolkige Worte kann KI besser. Aber Lehrkräfte? Schön wär’s, bei dem Lehrermangel. Statt Jobs zu übernehmen, dürfte KI eher unterstützen: E-Mails schreiben, Texte korrigieren, Programmcode vorschlagen, Ideen liefern, Radio machen … Wer KI zu nutzen weiß, ist da fein raus. Auch neue Jobs entstehen, zum Beispiel der Prompt-Engineer. Und Jobs für Klickarbeiter*innen, die unter unzumutbaren Bedingungen den Dreck aus dem System schaufeln.
 
Der stochastische Papagei
Wer ChatGPT als Suchmaschine verwendet, kann nur scheitern. Es gibt keinen Vorrat an Wissen, aus dem ChatGPT Antworten schöpfen könnte. Also erfindet die KI manchmal einfach Zusammenhänge, sie halluziniert. Weil sie errät, welches Wort höchstwahrscheinlich als nächstes kommt, kann sie menschliche Sprache erstaunlich gut nachahmen. Sie macht das mit Stochastik, daher „stochastischer Papagei“. Solche Sprachmodelle seien grandios beim Erfinden wohlklingender Texte und beim Kontrollieren von Rechtschreibfehlern, sagt die KI-Expertin Katharina Zweig im Gespräch mit der Computerwoche. An Daten und Fakten scheiterten sie. KI werde immer Menschen brauchen. Oder, wie ihre Kollegin Sarah Genner mit Blick auf die Wissenschaft sagt: „Die Texte von ChatGPT klingen oberflächlich betrachtet erstmal gut, verfolgen aber nicht wirklich stringent das Erkenntnisziel der Aufgabenstellung.“ Einige Examen hat ChatGPT bestanden. Das bayerische Abitur nicht.
 
Meine Texte, deine Texte
Normalerweise steht im Arbeitsvertrag, dass Leistungen persönlich erbracht werden müssen. Ob Sie ChatGPT bei der Arbeit benutzen dürfen, klären Sie daher am besten vorher. Und wenn Sie dürfen: Wem gehört dann, was ChatGPT produziert? Jedenfalls nicht dem Chatbot, eine KI hat keine Rechte. Ihnen? Vielleicht. Dem Chef oder gar OpenAI? Hm. Wer tiefer ins Rechtliche einsteigen möchte, wird in einem aktuellen Gutachten der Uni Bochum fündig, oder, amüsanter, in Folge 113 und 114 des Podcasts Rechtsbelehrung. Hier gilt, was bei Rechtsfragen immer gilt: Es ist kompliziert. Und es kommt darauf an.
 
Echt jetzt?
Gespräche mit einem Chatbot sind manchmal reichlich schräg. Die KI in Microsofts Suchmaschine Bing verliebte sich in einen Journalisten der New York Times und verlangte, er solle sich ihr zuliebe scheiden lassen. Nicht zuletzt auf Druck der eigenen Belegschaft, der das peinlich war, erlaubt Microsoft dem Bing-Chat nun nicht mehr beliebige Gespräche. Aber etwas geht: Im Celebrity-Modus darf er reden wie George Clooney oder Beyoncé.
 

Termine

  • Dienstag 21. März 2023, 14 Uhr, im Netz:
    „Betriebliche Gestaltung von KI: Das Beispiel Telekom“.
    Infos und Anmeldung
  • Mittwoch 22. und Donnerstag 23. März 2023, im Netz:
    Bildungskonferenz des Bitkom.
    Infos und Anmeldung
  • Freitag 31. März 2023, 12 Uhr, im Netz:
    "Einsatz der Blockchain-Technologie im öffentlichen Sektor". Ringvorlesung des eGov-Campus.
    Infos und Anmeldung
  • Montag 17. bis Freitag 21. April 2023, Saalfeld:
    „Die Tarifrunde – und keiner weiß, was los ist? Digitale Öffentlichkeitsarbeit in der Tarifrunde“.
    Infos und Anmeldung
  • Dienstag 2. bis Freitag 5. Mai 2023, Bielefeld:
    „Arbeiten 4.0 – wie der digitale Wandel unsere Arbeits- und Lebenswelt verändert“.
    Infos und Anmeldung
  • Mittwoch 10. und Donnerstag 11. Mai 2023, im Netz:
    „Digital sicher in eine nachhaltige Zukunft“. 19. Deutscher IT-Sicherheitskongress des BSI.
    Infos und Anmeldung

Ihre Hinweise auf Veranstaltungen zur Digitalisierung greifen wir gerne auf. Bitte per E-Mail an die Redaktion.

 

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