BayernUp2Date 0024

 

 

Liebe Leserinnen und Leser,

2005 lag die Arbeitslosenquote in Deutschland bei fast zwölf Prozent. Statt nun mangels Festanstellung zu verhungern, setzten sich Kreative in Berlin mit dem Laptop ins Café und nannten es Arbeit. Sie würden ab sofort selbst bestimmen, wann und wo sie Geld verdienen. Das ging, weil die Technik es möglich machte. Was aus der „digitalen Bohème“ wurde, beschrieb zehn Jahre später die Frankfurter Allgemeine. Und heute? Arbeiten auch Angestellte unterwegs und am Wochenende. Selbstständige waren damit einfach früher dran. ver.di ist ebenfalls Vorreiterin: als erste deutsche Gewerkschaft, die Selbstständige vertritt.

Selbstbewusst grüßt
die Redaktion von BayernUp2Date

 

Inhalt:
+ Wenn Grenzen fallen
+ Das Drumherum
+ Technik zwischen Fluch und Segen
+ Der kleine Job für zwischendurch
+ Echt jetzt?
+ Termine
+
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Wenn Grenzen fallen
Digitalisierung entgrenzt, klagen die Gewerkschaften, weil Erwerbsarbeit und Privatleben, Arbeitszeit und Feierabend ineinander übergehen. Für Selbstständige ist Entgrenzung nicht neu. Sie ist durch Digitalisierung einfacher geworden. Natürlich gibt es Berufe, die früher nicht möglich gewesen wären. Influencer zum Beispiel - ein harter Job. Dass digitale Nomaden unter Palmen ein paar E-Mails beantworten und den Rest des Tages Caipirinha schlürfen, gehört allerdings ins Reich der Fabel. Auch dieser Job hat es in sich. Mag sein, dass es bald digitale Todesmanager gibt und noch ein paar andere merkwürdige Jobs. Wirklich neu sind die wenigsten Berufe, geändert haben sich viele. Der Reiseschriftsteller zum Beispiel schreibt heute kein Buch mehr, sondern einen Blog, und auch der gute alte Entführer arbeitet mit modernen Methoden (siehe „Echt jetzt?“).

 

Das Drumherum
Theoretisch können Selbstständige überall arbeiten: zu Hause und im ICE, im Coworking-Space und auf der Parkbank. Praktisch sind sie auf eine stabile Internetverbindung angewiesen, denn mit ihren Auftraggebern kommunizieren sie in der Regel digital. Mancher Selbstständige fragt sich, ob er angesichts der deutschen Netzschwäche nicht doch lieber nach Albanien ziehen soll. Oder wenigstens in die Großstadt, so wie die Grafikerin, die ihr Büro auf dem Land aufgeben musste, weil sie von dort aus keine großen Dateien vermailen konnte. Als im Mai 2018 auch noch die Datenschutzgrundverordnung kam, fluchten viele Selbstständige heftig über die Digitalisierung. Sie mussten die eigene Website rechtssicher machen – eine Aufgabe, die sie an den Rand der Verzweiflung brachte.

 

Technik zwischen Fluch und Segen
Technik kann ein Segen sein. Wer nicht mehr wie früher zwanzig Seiten neu schreiben muss, nur weil auf Seite zwei noch ein Satz einzufügen war, weiß die Vorzüge des Rechners zu schätzen. Mit der richtigen Software schafft heute jeder Laie Dinge, die früher nur Profis konnten. Wo Software den Profi ersetzt, wird Technik allerdings zum Fluch. Plötzlich hat ein Lektor, der bis dahin für den Feinschliff menschengemachter Übersetzungen zuständig war, lauter miserable Google-Übersetzungen auf dem Tisch. Mit Feinschliff ist da nichts mehr zu machen, er muss alles neu schreiben. Technik hat gewöhnlich zwei Seiten: eine gute und eine schlechte. Die Kehrseite des Komforts ist Kontrolle. Dozenten freuen sich über moderne Seminartechnik, weil sie die Arbeit erleichtert. Bildungsstätten freuen sich auch, denn sie können sehen, was die Dozenten unterrichten und wann sie Pause machen. Fahrradkuriere organisieren ihre Aufträge bequem mit einer App – und werden dabei lückenlos überwacht.

 
Der kleine Job für zwischendurch
Wer sich nicht daran stört, überwacht und bewertet zu werden, kann als Clickworker arbeiten. Wie die einschlägigen Plattformen funktionieren, haben wir in BayernUp2Date 0006 beschrieben. Viel hat sich seitdem nicht geändert. Onlinearbeit, heißt es in einer Orientierungshilfe des Projekts Cloud und Crowd, ist in Deutschland nach wie vor ein Nebenjob (S. 11): Man verdient ein paar zusätzliche Cent, solange nichts Wichtigeres anliegt. Wer von Onlinearbeit leben will, muss entweder hoch qualifiziert sein oder hart im Nehmen. Wie man Click- und Crowdworker wenigstens sozial absichern könnte, beschreibt der Sozialwissenschaftler Stefan Sell im Expertenforum Arbeitsrecht.
 
Echt jetzt?
Sind Sie selbstständig und kommen nur mit einem gelegentlichen Extrajob über die Runden? Dann hätten wir was für Sie: Als IT-Spezialist können Sie dazuverdienen, wenn Sie bis zum 24. März das E-Voting-System der Schweizer Post hacken. Falls Ihnen die Arbeit mit Menschen jedoch mehr liegt als das Wühlen in Daten, sollten Sie sich für eine Karriere als Entführer entscheiden. Dabei fallen weder Steuern noch Sozialabgaben an – ein zusätzlicher Pluspunkt für Selbstständige. Ganz ohne Technik geht es freilich auch hier nicht mehr, wie die Polizei berichtet.

Termine

  • Dienstag 19. März, 17 Uhr, Audi Konferenz Center Ingolstadt: „Dürfen Maschinen töten? Das Dilemma-Problem beim automatisierten Fahren“. Infos zum Vortrag. Anmeldung an wissenschaftskooperationen@audi.de
  • Samstag 6. April 2019, 8:45–16:30 Uhr, Augsburg: „Barcamp Digitalisierung“. Infos und Tickets
  • Donnerstag 25. und Freitag 26. April 2019, Passau: „Digitale Bildung. Digitale Haltung“. 14. Internationales For..Net Symposium der Uni Passau. Programm und Anmeldung
  • Dienstag 21. und Mittwoch 22. Mai 2019, Berlin: ver.di-Digitalisierungskongress, Thema: Künstliche Intelligenz. Infos

Ihre Hinweise auf Veranstaltungen zur Digitalisierung greifen wir gerne auf. Bitte per E-Mail an die Redaktion.
 

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