BayernUp2Date 0051

 

 

Liebe Leserinnen und Leser,

wir leben in einer Plattformgesellschaft. Was das bedeutet, erklärt der Rechtswissenschaftler Christoph Busch beim ver.di-Talk über Plattformökonomie. Bei „Plattform“ denken wir heutzutage an Digitales, an Facebook und Google. Nicht mehr wie Goethe an den Blick über Straßburg, auch nicht an Bahnsteige und andere „oben platte“ Gegenstände. Ursprünglich standen auf Plattformen allerdings Geschütze, und hier schließt sich der Kreis: Wer auf digitalen Plattformen unterwegs ist, weiß, welche Geschütze dort gelegentlich aufgefahren werden. Was tun? Die EU versucht, regulierend einzugreifen. Dass sie dabei nicht danebengreift, hofft

Ihre
Redaktion von BayernUp2Date

 

Inhalt:
+ Facebook für die Daseinsvorsorge
+ Jobs von der Plattform
+ Die EU reguliert
+ Echt jetzt?
+ Termine
+
An- und abmelden, PDF, Impressum

   

Facebook für die Daseinsvorsorge
Wer die Veranstaltung zur Plattformökonomie verpasst hat, findet Christoph Buschs Überlegungen zu Plattformen als Teil der Daseinsvorsorge bei der Friedrich-Ebert-Stiftung. Ist Facebook Infrastruktur? Bei uns allenfalls für Leute, die sich überall mit ihrem Facebookkonto anmelden. Die anderen wechselten zu Signal, als Facebook Anfang Oktober sechs Stunden lang komplett ausfiel. Oder schrieben, so antiquiert das auch sein mag, statt einer Whatsapp-Nachricht wieder einmal eine E-Mail. Doch „in immer mehr Ländern sind die Apps des Unternehmens für Handel, Gesundheitsversorgung oder das grundlegende Funktionieren der Verwaltung längst unerlässlich geworden“, schreibt die Süddeutsche. Das ist dann Daseinsvorsorge direkt aus dem Silicon Valley.

 
Jobs von der Plattform
Richtig gute Zahlen gibt es nicht. Das Bundesarbeitsministerium (BMAS) meinte zwar in seinem Crowdworking-Monitor von 2018, „das Ausmaß von Plattformarbeit könnte höher als bisher angenommen sein“. Knapp fünf Prozent der Befragten ließen sich auf einer Plattform vermitteln, überwiegend für einen Nebenjob. Ist das viel? Dass und warum die Datenbasis zur Plattformarbeit in Europa schwächelt, berichtete Irene Mandl von Eurofound 2020 beim Plattformgipfel des BMAS (ab 01:18:13). Auch wenn die Zahlen seit unserem ersten Newsletter zu Click- und Gigwork gestiegen sind: Plattformarbeit ist hierzulande kein Massenphänomen. Andererseits sind digitale Plattformen bestens geeignet, die Gesellschaft wieder in Klassen zu teilen – in gut Verdienende, die sich beliefern lassen, und das Prekariat, das liefert. Dass sich hier etwas ändern muss, weiß nicht nur ver.di. Hoffentlich kann die SPD ihre Pläne von 2020 in die neue Regierung retten. 
 
Die EU reguliert
Plattformen müssen reguliert werden, sagt selbst Mark Zuckerberg. Die EU will dafür demnächst zwei Gesetze verabschieden: den Digital Marketing Act und den Digital Services Act (DSA). Der DSA, über den sich das EU-Parlament bei Redaktionsschluss noch nicht einig war, sei „die Mutter aller Plattformgesetze“, schreibt Julia Reda in einem Kommentar auf heise online. Die EU-Kommission habe einen erfreulichen Entwurf vorgelegt. Doch das Parlament lasse das Gesetz womöglich entgleisen. Sind die Parlamentarier*innen, die sonst gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern Front gegen die Kommission machen, etwa Lobbyisten auf dem Leim gegangen? Geht es nach ihnen, müssten Plattformen künftig binnen 24 Stunden entscheiden, ob etwas Hochgeladenes rechtswidrig ist. Das ist unmöglich, ganz abgesehen davon, dass eine solche Entscheidung eine hoheitliche Aufgabe ist. Die Plattformen werden also vorsichtshalber alles löschen, was jemand meldet. „Wenn die Verhandlungen um den Digital Services Act nicht noch eine Kehrtwende nehmen, droht dieses Gesetz die Probleme mit Online-Plattformen noch zu verschärfen, anstatt zu ihrer Lösung beizutragen“, schreibt Reda.  
 
Echt jetzt?
Infinitesimalrechnung auf der Pornoplattform. Seit Anfang 2020 bietet der Mathematiker Changsu aus Taiwan seine Kurse auch auf Pornhub an. „Viele Studenten, die einen Lehrer brauchen, der Mathe unterrichtet, kennen mich durch Pornhub – und einige kaufen meinen Kurs“, sagte er dem Tech-Portal Basic Thinking. Offenbar lohnt es sich. Ob Eurofund das Angebot unter Plattformarbeit verbuchen würde, haben wir nicht gefragt. 
 

Termine

  • Mittwoch 17. November 2021, 14:30-16:30 Uhr, im Netz: „Plattformökonomie - Chancen und Risiken für Gute Arbeit und Gemeinwohl“. Infos
  • Donnerstag 18. November 2021, 18 Uhr, im Netz: „Zur Demokratisierung des Algorithmus“, Forum für soziale Technikgestaltung. Infos und Anmeldung
  • Mittwoch 24. November 2021, 14-16 Uhr, im Netz: „Das neue Normal. Wie mobile Arbeit in kommunalen Unternehmen gestaltet werden kann“. Infos und Anmeldung
  • Mittwoch 24. und Donnerstag 25. November 2021, Bad Boll: „Der demokratisierte Algorithmus. 30 Jahre Forum Soziale Technikgestaltung“. Infos und Anmeldung
  • Mittwoch 1. Dezember 2021, 10-12 Uhr, im Netz: „Digitales Lernen in kommunalen Unternehmen“. Infos und Anmeldung
  • Mittwoch 1. Dezember 2021, 16 Uhr, im Netz: "Women in tech - Quereinsteigerinnen für IT begeistern". Infos und Anmeldung
  •  Mittwoch 1. Dezember 2021, 18-20 Uhr, Paderborn und im Netz: "Hände hoch oder ich klicke!", Vortrag im Heinz Nixdorf MuseumsForum. Infos und Anmeldung
  • Donnerstag 2. Dezember 2021, 10-16 Uhr, im Netz: „Neue Ideen für die Digitalisierung von Staat und Gesellschaft. Im Austausch zwischen Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wissenschaft“. Infos und Anmeldung

Ihre Hinweise auf Veranstaltungen zur Digitalisierung greifen wir gerne auf. Bitte per E-Mail an die Redaktion.
 

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